10Pins: Zuerst möchte ich mich bedanken, dass du dich für das Interview zur Verfügung gestellt hast. Wie darf man sich Connie vorstellen - hast du schon als Kind bowling gespielt? |
Conny: Nein, mit etwa 23 Jahren habe ich begonnen bowling zu spielen. Christian (Anm.: Connys Mann (-16.11.1997)) hatte schon dazumal bowling gespielt. Er hatte drei wichtige Hobbies gehabt: Das eine war die Fasnachtsclique wo er sehr angagiert war, da sie das ganze Jahr Aktivitäten haben.
Das Zweite war Judo, er war Mitbegründer von Bushido Binningen und hatte dort die Junioren trainiert und das Dritte war das Bowling. Und er hatte einfach mal gesagt "komm' mal mit, schaue mal zu". Da ging ich mit, und es hatte mir gleich gefallen. Vorallem, er war jener der immer gespielt hatte, und ich bin immer
dahinter gesessen und habe mit den Leuten geredet. Dabei hatte ich den Plausch. Er war es dann auch der mir die ersten Schritte beigebracht hatte. Er sagte "probiere mal, probiere mal". So hatte das begonnen. War der Plausch. |
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10Pins: Wie kam es überhaupt zum Bowlingcenter? |
Conny: Eigentlich hätte im Haus eine Tiefgarage erstellt werden sollen. Aber ein US-Soldat der in Deutschland stationiert war, hat den Eigentümer überreden können ein Bowlingcenter zu bauen. Das war 1961. Und es war das allererste überhaupt in der Schweiz. Und noch bis 1999 das Grösste. Jetzt gibt es auch in der Westschweiz eines das 20 Bahnen hat.
Anfangs 1994 haben mein Mann und Ich das Center dann übernommen. Zuerst wurde alles ausgehöhlt und neu gemacht und am 1.März dann wiedereröffnet. |
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10Pins: Wie hat sich das Bowling spielen eigentlich entwickelt? Gab es gleich einen Boom oder entwickelte sich das nach und nach? |
Conny: Nach und nach. Der eine hat den anderen mitgebracht und der hatte auch Spass gehabt, und so weiter. So sind dann auch später die Clubs entstanden. Man hatte da ganz bescheiden gegeneinander gespielt. Dazumal war es auch ganz was anders. Wenn man nur mit Heute vergleicht und 10 bis 15 Jahren zurückdenkt.
Die Mentalität hatte sich verändert. Früher hatte man keine OPEN-Spieler gehabt. Da musste man noch die Punkte von Hand schreiben. Man kam rein ins Center, hatte keine Ahnung was die Zeichen bedeuten und wie man rechnen muss. Und Heute gibts du den Namen ein und der Rest macht der Computer. Es hat sich natürlich viel verändert. |
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10Pins: Wieviele Clubs und Spieler gibt es in der Schweiz? |
Conny: Vom schweizerischen Bowlingverband gibt es etwa 2500 lizensierte Spieler. Und davon 180 bis 200 auf die Sektion. |
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10Pins: Und wieviele Clubs sind das etwa? 40 Clubs? |
Conny: Es sind nicht soviele. Man muss sehen, ein Club besteht aus einem harten Kern, das sich die ganz Angefressenen, die total Vergifteten, die von einem Turnier zum anderen gehen und wirklich nichts auslassen.
Dazu kommt der grosse Haufen ringsherum. Die mal hier mitspielen, die mal da mitspielen. Dann die Reserveleute, die braucht man auch. |
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10Pins: Wieviele Spieler sind das pro Club? |
Conny: Wir von der Sunny Boys sind ein relativ kleiner Club. Wir sind um die 40 Aktivmitglieder. Wobei mehr oder weniger Mehr hobbymässig, aber wir haben die Lizenzen. Und dann noch extra die Junioren die dazukommen.
Zwischenzeitlich auch etwa 30. |
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10Pins: Ihr bildet in letzter Zeit viele Kinder aus, was früher sicherlich auch nicht so gewesen war. Wann hatte das begonnen, dass auch Kinder spielen? |
Conny: Genau vor 7 Jahren, wo wir das Center übernommen haben. Wir waren die ersten in der Schweiz, die mit den Junioren angefangen haben. Und Heute ist es so, dass die Sektion Lausanne und Nidwalden (Anm: Stans) auch sehr aktiv sind, und die anderen Sektionen ziehen langsam nach. Nur das Problem mit dem Junioren ist der grosse Zeit und finanziellen
Aufwand. Irgendjemand muss dahinter stehen können und Interesse haben. Zurzeit sind es ca. 30 Jugendliche, der jüngste ist gerade mal 6 Jahre. |
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10Pins: Was spielen die Kinder für Kugeln? Speziell leichte oder sind jene kleiner? |
Conny: Nein, die Kugeln sind alle gleich gross, aber das Gewicht ist der Unterschied. 6 englische Pfund - ungefähr 3 Kilo - ist die leichteste Kugel die es gibt. Das spielen dann die ganz Kleinen. |
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10Pins: Aber eine Ausbildung mit Jugend & Sport ist nicht machbar? |
Conny: Doch, wir haben immer im Herbst der Jugend & Sport Kurs vom Sportamt Basel. Sie geht eine Woche, jeden Tag eine Stunde. Es ist genial, einfach genial. Wenn die Kleinen mal hier so zögernd herein kommen. Das ist
ein wilder Haufen, und treffen nichts. Aber was die Kinder in einer Woche lernen, das ist... ernorm. Ein grosser Unterschied. Dort stellt sich auch heraus, wer weitermachen will und wer nicht und wer nicht so interessiert ist. |
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10Pins: Ihr macht spezielle Abenden, zB Disco. Was organisiert Ihr noch? |
Conny: Oje... Für Gruppen haben wir verschiedene Angebote. Auch vom Budget her, ab dem günstigsten bis wirklich exklusivem Angebot mit Champagnerbuffet. Wir schauen auch dass was läuft, das "Action" ist mit Musik und Unterhaltung, Disco mit Nebelwerfer
und mit Animationen. Neu wollen wir verschiedene Themen anbieten. Daran arbeiten wir schwer, wie und wann wir es umsetzten können. Es muss natürlich dann alles stimmen, von der Kleidung her über das Personal, das Essen bis zur Animation, einfach alles. |
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10Pins: Wie darf man sich das vorstellen? |
Conny: Zum Beispiel ein Countryabend. Das Personal sind Cowboys, Sheriffs und Bardamen. Mit der entsprechenden Musik dazu und mit "Steaks and Beans" etc. |
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10Pins: Gab es schon immer ein Restaurationsbetrieb im Bowlingcenter? |
Conny: Zu Essen gab es schon immer. Das grosse Problem war, es haben mehrere "Beizer" Konkurs gemacht. Aus einem einfachen Grund. Das Restaurant und der Bowlingbetrieb waren in zwei verschiedenen Pachten unterteilt. Und da hatte es immer wieder
Diskrepanz dazwischen gegeben, weil, manchmal ist es halt so, an den Wochenenden ist das Bowling zwar gut besucht aber das Restaurant nicht. Die Jugendlichen haben auch nicht so das Geld die dannn kommen. Die wollen nur spielen und nicht essen. An den Turnieren war es eine andere Sache, die Leute
nahmen teilweise das Essen mit, aber die Küche musste trotzdem besetzt werden. Und das hatte wirklich Schwierigkeiten gegeben. Für uns war es von Anfang an klar, wenn schon, dann machen wir beides zusammen. Doch auch wir mussten reduzieren. Wir hatten samstags und sonntags 4 und 5-Gang Menüs
gehabt, aber die Nachfrage war nicht da. |
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10Pins: Was habt Ihr für Serviceangebote? |
Essen, trinken, Spass haben, Bowling spielen, Ausbildungen und Kurse. Zurzeit machen wir die B-Trainer Ausbildung, das ist die zweite Stufe. Die nächste Stufe wäre dann
A-Trainer Nationalmannschaftstrainer. Ist eine sehr aufwendige Sache, braucht sehr viel Zeit ist aber etwas das Freude macht. Dann haben wir den ProShop, das heisst, hier erhält man das
ganze Zubehör wo man braucht zum Bowling spielen. |
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10Pins: Was muss ein Trainer dem Spieler hauptsächlich beibringen? |
Conny: Koordination. Bowling ist nicht viel mehr als vier Schritte und eine Pendelbewegung. Das ist bowling. Aber das muss man koordinieren können. Alles andere ist Detail.
Bowling soll auch ein Körpergerechtes bowlen sein. Heute ist das anders als früher. Da gab es Gummibälle mit drei Löcher die mehr oder weniger passten. Heute ist das ganz anders mit den Techniken die man hat.
Man will ja einem Anfänger nicht die Freunde am Bowling nehmen in dem man ihn Fehler machen lässt, sondern man will ihm helfen, dass er noch mehr Freude daran hat. Dann muss der Bewegungsablauf
stimmen. Es darf dem Körper nicht schaden, es muss gut für ihn sein. |
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10Pins: Vor drei Jahren waren Super-Profis im Center |
Conny: Das war die PDA-Tour gewesen. Das waren 5 amerikanische Profis, welche eine Tour durch ganz Europa machten und die waren dann einen Tag in Basel hier im Center gewesen
Es war toll, Leute die den Sport profilhaft betreiben, zu zuschauen. Die Stabilität in Ihrem Spiel anschauen. Es war ein Erlebnis für sich gewesen. Viele Kunstschüsse und ein Funbowling mit 20 Pins. Ein Megastrike |
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10Pins: Kann man mit Bowlingspielen soviel Geld verdienen, dass man damit leben kann? |
Conny: Einige wenige, ja |
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10Pins: Wieviel sind wenige? Gibt es in der Schweiz jemand der das kann? |
Conny: Nein, aber in Amerika. Dort steht die ganze Industrie dahinter. Dort kommt auch sehr viel Geld rein durchs Sponsoring und TV-Übertragungen. Ich glaube, vorallem in der Schweiz sind wir zu fest eine Randsportart.
Ein Stück weit werden wir einfach nicht ernst genommen. Ich versuche immer wieder Sponsoren zu holen, aber es ist fast nicht möglich. Obwohl ein Boomda ist. Und das ist schade. Man könnte soviel mehr machen wenn mehr Geld vorhanden wäre.
Und solange Bowling keine Olympische Disziplin ist, sehe ich keine Änderung. Leider. |
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10Pins: Gab es in diesem Center auch mal Welt- oder Europameisterschaften? |
Schweizermeisterschaften - das passiert ab und zu. Für Welt- und Europameisterschaften sind wir schlichtweg nicht geeignet. Da gibt es ganz spezielle Auflagen die erfüllt werden müssen. Man
muss minimum Platz für die Zuschauertribünen haben und Möglichkeiten für die TV-Aufnahmen. Und wir sind einfach zu klein vom Platz her. Es war auch eine Überlegung bei der Golden Bowling Tour, eines der hochstehensten
Turniere in Europa auch von der Gewinnsumme her, dass ein Tourstop in Basel gemacht wird. Es ging einfach nicht. Wir haben einfach keinen Platz. Schade. |
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10Pins: Welches ist das grösste Center der Welt? |
Las Vegas mit 108 Bahnen. In Asien gibt es auch nochmals ein ähnlich grosses. |
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10Pins: Was kostet eigentlich eine Bowlingbahn in allem? |
Conny: Mit Anlauf, Bahn und Technik ca. 50000 US-Dollar. Da gibt es zwei grosse Firmen AMF und Brunswick. Es gibt auch andere, aber das sind Kopien. Und Kopien sind nie so gut wie das Original. |
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10Pins: Wie kam es eigentlich zum Spiel Bowling? |
Conny: Die Einwanderer haben das Kegeln nach Amerika mitgebracht. Und spielten es in ihren verruchten Spielhöhlen. Dort wurde tapfer um Tierherden, um Höfe,
um Frauen, einfach um Alles gespielt. Und in den 30er Jahren der Prohibition (Anm: 1920-1933), wo das Kegeln verboten wurde, hat sich einer gesagt, wir lassen uns das Spielen nicht verbieten.
Und wie das halt so ist, wenn es neue Gesetze und Verbote gibt, findet einer einen Schleichweg. Sie veränderten einfach das Spiel. Vorne einen Kegel mehr und die Kugel mit einer andere Bohrung.
Das Spielprinzip wurde beibehalten und nannten es einfach "Ten Pins Bowling". Und das war ja nicht verboten, so konnten sie munter weitermachen. |
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10Pins: Danke für das ausführliche Interview |